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Hamburger Abendblatt vom 23. Februar 2023 Ein Artikel von Genevìeve Wood

Überschrift: Moorweide: Posaunen nur gegen Blumen

Grüne und CDU wollen Treffen der 15.000 Musiker auf der Grünfläche doch erlauben - aber nur, wenn nachgepflanzt wird

Rotherbaum: Wahrscheinlich können sich 15.000 Posaunisten und Posaunistinnen im Mai kommenden Jahres doch auf der Großen Moorweide in Rotherbaum aufhalten. Aber es gilt: Der Deutsche Evangelische Posaunentag darf nur drei Tage lang auftreten, wenn anschließend Bäume gepflanzt und sogenannte Blühstreifen angelegt werden.

Auf diesen Kompromiss könnten sich laut Grünen-Bezirkschef Ali Mir Agha seine Partei und die Christdemokraten im Bezirk Eimsbüttel einlassen, nachdem sie zuvor der Veranstaltung eine klare Absage erteilt hatten. Sie hatten sich mit einem Antrag im Kerngebietsausschuß dagegen ausgesprochen, den Eröffnungsgottesdienst auf der Grünfläche zu erlauben. Die Sorge der Politiker: Die Günfläche könnte während der Konzerte vom 3. bis 5. Mai 2024 zu sehr unter den Menschenmassen leiden.

Nun das mögliche Einlenken. Sicher ist das noch nicht ganz. Denn CDU und Grüne müssten in der Bezirksversammlung am heutigen Donnerstag gegen ihren eigenen ursprünglichen ablehnenden Antrag stimmen. Dann wäre ein Kompromiss gefunden, den die Verwaltung vorab in einer öffentlichen Mitteilung darlegt. Darin heißt es unter anderem, dass folgende Aufwertungsmaßnahmen nach Veranstaltungen wie dem Posaunistentreffen möglich wären: Am Mittelweg und an der Rothenbaumchaussee sollen Straßenbäume gepflanzt und die Moorweide soll anschließend wieder instandgesetzt werden - das umfasst nicht nur das Grün, sondern auch die Wege und das Mobiliar. Außerdem sollen bereits vorhandene Blühstreifen geschützt und neue Streifen mit bunt blühenden Pflanzen gesät werden. Ziel solcher Blühstreifen ist es, örtliche Biodiversität zu fördern.

"Unter diesen Voraussetzungen können wir uns diese Veranstaltung vorstellen", sagt Ali Mir Agha. Denn nach solchen Veranstaltungen ist dort ja alles tot, da ist dann nichts mehr grün.

Darüber hinaus ist ihm wichtig, dass die Große Moorweide, die ehemals als Weidefläche vor den  Toren der Stadt genutzt wurde, ein Gartendenkmal bleibt. "Daran wollen wir nicht rütteln und wollen mit der Kulturbehörde ein Konzept für die Fläche entwickeln." Das Bezirksamt sieht laut Mittelung auch vor, einen Pflege- und Entwicklungsplan unter denkmalpflegerischen Vorgaben erstellen zu lassen.

Die Sozialdemokraten im Bezirk hatten sich dafür eingesetzt, dass die Posaunisten auf die Große Moorweide kommen können. Fraktionschef Gabor Gottlieb: "Wir freuen uns, wenn die Grünen und die CDU ihre Meinung ändern und der Posaunentag stattfinden kann. Dass man aber einen Posaunentag von einzelnen Blühstreifen abhängig macht, ist schon eine besondere Stilblüte und gibt der Posse um den Posaunentag eine besondere Note."

Bereits im Juni des vergangenen Jahres hatte der Veranstalter, die Evangelische Posaunenmission in Deutschland (DEPT), den Abgeordneten ein Konzept vorgestellt und darum gebeten, eine Freigabe für das Eröffnungskonzert am 3. Mai 2024 auf der Großen Moorweide zu erteilen. Organisator Peter Schulze freut sich über eine mögliche Zusage: "Das wäre großartig. Wir haben nämlich auch keinen alternativen Standort". Er wisse im Übrigen genau, wo es Blühstreifen gibt; "Die schützen wir selbstverständlich mit Gittern. Das wir das Grün danach renaturieren, ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit."

Kommerzielle Veranstaltungen sind seit fast drei Jahren auf der Großen Moorweide generell verboten. Für den nichtkommerziellen Posaunendienst in Deutschland hatte die Verwaltung vorab grünes Licht signalisiert, aber ohne dass es dafür eine politische Mehrheit gab. Das hatte den Grünen und der CDU nicht gepasst.